Sonntag, 30. August 2009

wanderlust



irgendwann werde ich wohl immer auf reisen sein. ein festes domizil brauche ich dann nicht mehr,
ich werde in hotels, motels und pensionen absteigen.
mein steckenpferd, seltsame dinge aus aller welt zu sammeln, werde ich dennoch nicht aufgeben.
ich werde meine besitztümer auf lagerräume und schliessfächer in der ganzen welt verstreuen.

über das verschwinden

tief luft holen....und langsam untertauchen. die augen weit öffnen, keine angst vor dem brennen des salzwassers. das licht färbt die wasserfläche über dir in grün, von dem du oft geträumt hast, funkendes grün, das es auf der erdoberfläche nicht gibt. die luft reicht noch aus, sinke tiefer. langsam verschwindet das funkeln, vereinzelt sickert noch licht zu dir herunter. langsam gewöhnst du dich wieder an schwerelosigkeit, auch deine gedanken werden leichter, weicher. bis du dich auflöst und ganz zu verschwinden scheinst. doch langsam kommst du selbst wieder zum vorschein. was bleibt von dir, wenn alles schwere von dir genommen wird? wer bist du? jede zelle in deinem körper schwingt auf einer frequenz, die musik gleicht. tauch noch tiefer und lass die augen weit offen.
du lässt die luft aus deinen lungen entweichen, myriaden von luftbläschen umgeben deine schwebende gestalt
es ist der beste augenblick, der gleichzeitig ein abschied ist.

der mann liegt auf der wiese vor dem haus und blickt in den himmel. seine haare trocknen langsam im wind. immer wieder blickt er zum meer hinüber, dann wieder zum himmel. als wären dort in den urelementen alle antworten enthalten, die er immer gesucht hat.
weit über ihm taucht ein vogel ins blau, immer weiter, bis er verschwindet, sich aufzulösen scheint.
geht es darum, um's eintauchen, um das verschwinden? schreibt er in sein notitzbuch, das vor ihm im sand liegt. müssen wir uns selbst vergessen, um das wirkliche leben zu finden? müssen wir uns erst auflösen, um ganz zu werden?

ich kannte einmal ein mädchen,
schreibt er weiter, ein mädchen, das irgendwie bescheid wusste. manchmal erzählte sie darüber, über das verschwinden. sie sagte, sie würde es gerade lernen. es wäre eine kunst, die lebenslanges lernen erforderte. wenn sie darüber sprach, lag etwas sonderbares in ihren augen, etwas wildes, ungezähmtes. etwas, was nicht menschlich wirkte. nur ein wildes kind, schreibt er weiter. ein wildes kind, mehr nicht, und mehr wollte sie auch nie sein. er fragt sich, ob sie es inzwischen geschafft hatte, wieder ein stückchen mehr zu verschwinden. um ihrer heimat näher zu sein.