Donnerstag, 2. Februar 2012
Stephan Schacher: Cuties and Calories
der fotograf stephan schacher hat sich auf eine kulinarisch-abenteuerliche rundreise - mit startpunkt in new york - begeben und in diners entlang seiner route halt gemacht. seine moderne pilgerreise führte ihn von kanada über alaska, entlang der westküste, durch die rocky mountains und die südstaaten wieder zurück zum ausgangspunkt. neben dem fotografischen können war auch schachers selbstdisziplin gefordert: seinen hunger stillte der fotograf nur in lokalen, in welchen er die angerichtete mahlzeit fotografieren und die kellnerin ins richtige licht rücken konnte.
entstanden ist ein reisetagebuch der ganz besonderen art: licht und schatten, speisen und dekor widerspiegeln die atmosphäre der diners, berichten von örtlichen und ethnischen gegebenheiten. die mal kühnen, mal verlegenen blicke der kellnerinnen erzählen tausend geschichten - und das gesamte unterfangen zeugt von einer ausserordentlichen künstlerischen obsession. mit einer konsequenz und ausdauer, die der konzeptfotografie eigen ist, hat schacher ein spannendes fotografisches dokument geschaffen.
"es ist herbst geworden. ich stehe am fenster in meinem studio in new york und beobachte, wie der stürmische herbstwind die wolken über die stadt hinwegfegt. die stimmen in meinem kopf sind verstummt und statt der unendlichen stille umgibt mich der lärm von sirenen. soeben bin ich aus einem bad gestiegen. nach 26 tagen habe ich meine lederkluft abgelegt und fühle mich nun ungeschützt, verletzlich, bis auf's innerste entblösst, wieviele menschen träumen wohl davon, die hektik der stadt hinter sich zu lassen? wieviele wollen aus ihrem alltag ausbrechen, vielleicht nur für einen tag oder für einen monat, der realität entfliehen, rebellieren, dem ruf der wildnis folgen, ihr sogenanntes "gutes leben" für ein einfacheres eintauschen und materiennen wohlstand aufgeben für innere ruhe? ich erinnere mich an den motorradefahrer, der mir in louisiana geholfen hatte, meine zündkerzen auszutauschen. "18 riesen oder 18 meilen machen noch keinen bikder aus", brummte er in seinem schleppenden, kaum verständlichen südstaaten-akzent. "aber dus iehst wirklich aus, als kämst du weit her, kumpel". und genau so fühle ich mich im augenblick. ich bin mir nicht mehr sicher, ob ich ein biker, ein fotograf oder einfach ein ganz normaler mensch bin, aber ich weiss, dass ich einen langen weg - um genau zu sein: 13318 meilen - hinter mich gebracht habe.
ich habe mein ziel erreicht, meine vision zu ende geführt und bin wieder am ausgangspunkt angelangt. mit dem gewinn, die welt mit neuen augen zu sehen.
und nun, da ich mir den staub der stasse vom leib gewaschen, die vom winde verwehten haare entwirrt und den dreck der zig-tausend meilen unter den fingernägeln hervor gekratzt habe, fühle ich mich zugleich glücklich und traurig....."
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