The Moon is a white strange world, great, white, soft-seeming globe in the night sky, and what she actually communicates to me across space I shall never fully know. But the Moon that pulls the tides, and the Moon that controls the menstrual periods of women, and the Moon that touches the lunatics, she is not the mere dead lump of the astronomist…. When we describe the Moon as dead, we are describing the deadness in ourselves. When we find space so hideously void, we are describing our own unbearable emptiness..
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D.H. Lawrence
Freitag, 11. November 2022
Mittwoch, 26. Oktober 2022
Montag, 24. Oktober 2022
Samstag, 22. Oktober 2022
Samstag, 24. September 2022
das wilde land
eine stadt, menschenmassen, eine gestalt mitten unter ihnen und doch für sich, ein fremder mit einer völlig anderen ausstrahlung, einer von dem die anderen unwillkürlich abrücken, warum auch immer. haben wir uns als kinder nicht oft gefragt, was es nun ist, das die anderen von uns fern hält? irgendwann lässt man es sein, und dennoch wäre es interessant, endlich mal die gewissheit zu haben, warum man so ist, wie man ist, und was man ist. ich sollte eigentlich sagen, wer man ist, aber ich schreibe bewusst was. ein wildes ding, ein etwas, das nicht definierbar ist, zumindest nicht nach dem schubladendenken der anderen, ein affront, ein aussenseiter, ein fremder, einer, dessen gesicht oft gequält aussieht, wenn er gefangen in städten und häuserschluchten herumirrt, einer, der vom wilden land träumt, wo alles anders ist. das wilde land, das niemals unterworfen und gequält wurde, das land mit der freien seele, die gesang so ähnlich ist, und das ihn, den fremden, in seine arme schliesst. das land, in dem er tief und ohne alpträume schläft, und erfrischt aufwacht, um den tag zu begrüssen, den er genauso liebt wie die nacht. das land, in dem er alles liebt. sogar sich selbst.
das wilde ding schliesst erschöpft die augen und blendet die menschenmassen rund um sich aus. rundherum ist alles grau in grau, und alles ist gift und schmerz. wenn sie nur sehen könnten. diejenigen, die einen grossen bogen um die bank machen, auf der das erschöpfte wilde ding mit geschlossenen augen zurückgesunken lehnt, wenn sie nur sehen könnten, was dieser fremde sieht. vielleicht wäre dann alles anders.
aber es ist gut so, murmelt das wilde ding und weiss, dass es recht hat, leider, fügt es traurig hinzu. sie würden das land sehen und nicht begreifen. und langsam würden sie es mit einer grauen, giftigen schicht überziehen, bis alles langsam und traurig vegetiert, dann stirbt, ganz langsam, so denken sie, aber wahnwitzig schnell in wahrheit. uraltes wachstum, das sich seit millionen jahren entwickelt hat, innerhalb von ein paar menschengenerationen vernichtet, das ist wohl schneller, als es der verstand erfassen kann, und das herz schon gar nicht.
würde er ihnen vom wilden land erzählen, würden sie ihn für verrückt erklären und ihm sagen, dass es so etwas nicht gibt. weil sie es nicht kennen und nicht definieren können, weil es nicht in ihr schubladendenken passt. genauso wenig wie er.
Dienstag, 12. Juli 2022
grauschleier
Das Haus ist weit draussen, kilometerweit von der nächsten Ortschaft entfernt, umgeben von hohen Zypressen und etwas niedrigeren Obstbäumen, die sich über das weitläufige Anwesen verteilen. Bei Nacht kann es einsam werden. Sehr einsam.
In einen südländischen Frühling duckt sich etwas so Grauenhaftes, Dunkles, etwas, das die Farben des Frühlings auslöscht zu völliger Farblosigkeit, nein, eher zu monochromen Farben, wie Bilder, die ein Augenkranker sehen mag. Jemand, der Farben nicht mehr sehen, sich aber noch daran erinnern kann, und dessen Erinnerung langsam verblasst. Im Zentrum des Hauses herrscht blendendes kaltes Weiss. In das Haus kommen die Toten, dort beginnt ihre langsame Reise ins Vergessen.
Die Farben werden von metallischen Tönen überzogen, sie wirken stumpf und abgestorben. Unter der Berührung der Toten stirbt jedes Blatt, wird von Silbergrau überzogen, als wäre es von Parasiten befallen, die dem Blatt die Lebensenergie entziehen, zuerst dem Blatt, dann der Pflanze. Silberne Blätter leuchten im Mondlicht, Staub tanzt in der Luft, knisternde, raschelnde Geräusche entstehen, wenn sich staubtrockene Blätter einrollen.. ununterbrochen raschelt und knistert es, mondsüchtige, weisse Triebe spriessen aus der Erde wie Finger. Etwas weiter weg vom Haus stehen schwarze Zypressen und verkrüppelte Olivenbäume, die ineinander verschlungen wachsen und eine Mauer aus schwarzem Wurzelwerk bilden, undurchdringlich, verkrüppelt, bei Mondlicht eigentümlich gnom-ähnlich.
Ein breiter Aufgang führt zum Haus, eine Freitreppe, dann ein grosses Tor. Hoch türmt es sich. Die Tür ist unversperrt oder der Schlüssel steckt im Blumentopf in der trockenen Erde. Man weiss es instinktiv, greift automatisch danach und zieht ihn an seinem reichverzierten Griff aus der Erde. Ein grosser Schlüssel, schwarz, aus Eisen wie das Tor. Die Fensterscheiben sind grau und stumpf, als wären sie von innen beschlagen oder mit oxydiertem Metall beschichtet, das Licht dringt gefiltert ein, auch das Mondlicht erhält so eine eigene Qualität, es gleicht grauem Regen.
Es regnet oft. Dann spriessen die mondsüchtigen, bleichen Triebe unter den Fenstern und ums Haus.
Dort im Mondlicht zu sitzen ist traurig und melancholisch, alles ist zu grau geworden. Man wartet. Während alle Erinnerungen verblassen, alle Farben langsam schwinden, der Geist sich leert. Im grauen Regen, im Zwielicht, man sitzt am Fenster, nicht mehr wartend, man wüsste nicht, worauf. Vielleicht wird man sich dann erheben und den Korridor entlanggehen, der zum Zentrum des Hauses führt. Während das Haus und der seltsame Garten sich selbst auflösen, die Wände verblassen und durchscheinend werden...der Korridor, durch den man vor kurzem noch gegangen ist, verschwindet wie ein verblassender Traum 5 Minuten nach dem Aufwachen.
Freitag, 24. Juni 2022
The town does not exist
except where one black-haired tree slips
up like a drowned woman into the hot sky.
The town is silent. The night boils with eleven stars.
Oh starry starry night! This is how
I want to die.
It moves. They are all alive.
Even the moon bulges in its orange irons
to push children, like a god, from its eye.
Anne Sexton
Sonntag, 5. Juni 2022
I HAVEN’T FORGOTTEN IT. I REMEMBER DUSK THERE, AT ABOUT THIS TIME OF YEAR: DARKNESS FALLS, DRY AND RUSTLING, OVER THE ROOFTOPS BLUE WITH SMOKE; THE CITY GIVES OFF A DULL RUMBLING SOUND AND THE RIVER SEEMS TO HAVE TURNED BACK IN ITS COURSE. I USED TO WANDER THROUGH THE STREETS, THEN. THEY, TOO, ARE WANDERING, NOW, I KNOW! THEY ARE WANDERING, PRETENDING TO BE IN A HURRY TO GET BACK TO THEIR WEARY HOUSEWIVES AND THEIR STERN HOMES … OH, MY FRIEND: DO YOU KNOW WHAT HE IS, THAT SOLITARY CREATURE, WANDERING IN THE GREAT CITIES …?
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From Albert Camus’s The Fall (1956)