rot
::sonnengeflecht::
der mann arbeitete sorgfältig, vorsichtig...eine
falsche bewegung, ein falscher atemzug nur, und das bild wäre für
immer zerstört. er hielt inne...betrachtete es. schüttelte leicht
den kopf und arbeitete weiter. zu wenig rot.
rot sollte dominieren.
davon hatte er geträumt, taggeträumt. ja, man könnte es fast
visionär nennen: rot in wellen, in rinnsalen, pfützen und bächen.
zuerst farbspritzer auf der weissen, straffgespannten leinwand,
flecken, und zuletzt der rote strom, der alles mit sich nahm, auch
ihn selbst. vor allem ihn selbst.
ein blick empor zum
wolkigen himmel, die sonne versank blutrot in schwarz, eine neue
sonne erstand im feinstofflichen lichttropfenden rot, das
sonnengeflecht, in tropfigem rot
an den rändern
zerfasert, aufgeschlüsselt zu lichtspuren, kränzen, funken,
mirakeln, dem zentrum zu.
sein atem stockte. es
war anders, als er erwartet hatte. inmitten des schwebenden
funkelnden ellipsoids, des lichterkranzes, der in zierlichster anmut
vor ihm schwebte, sah er kurz etwas, das er nicht genau erkennen
konnte. etwas, das er nicht erkennen wollte.
er wischte sich über
die augen, sah noch einmal hin...es war weg.
er sollte jetzt
aufhören. jetzt wäre der ideale zeitpunkt dafür, das wusste er
ganz genau, doch wie unter hypnose sah er weiter hinein
in die psychedelischen
wirbel von funken, schleifen und tönen,
es gehörte ihm
das funkelnde ding, wie er es liebte,
so rein war sein herz, so rein die liebe, die ihn getrieben hatte, es
zu finden
das opalisierende licht
der zweiten sonne , er trank es, er versank, er schwebte, lachte,
trieb leicht wie eine
wolke über brandig roter gischt
querte die wogen des
ozeans, den er bezwungen hatte, um das endgültige
zu finden
andächtig, ein kindertraum, der
kirchgang in einer winternacht
sein herz zerriss
genau das wollte er doch fühlen, darum das ganze,
und der schmerz, ja, er war ...
sein herz zerriss
genau das wollte er doch fühlen, darum das ganze,
und der schmerz, ja, er war ...
er war endgültig, unendlich
rein
das glück ihn zu fühlen,
zerrissen zu werden,
das unendliche glück, nicht mehr
zu sein
das unendliche lied in seinen
träumen
und er ging davon
mit dem glücksstern auf seiner
Stirn
wie in trance verrichtete er die letzten schritte seiner arbeit
wandte sich der leinwand zu, von der das rot stetig tropfte
verschlinger.
verschlinger, tobte es rund um ihn
er vergass,
was er wirklich gesehen hatte, das ding im zentrum des funkelnden
andächtigen lichterkranzes
der schleier des
wahnsinns legte sich über seine erinnerung und löschte sie aus,
doch ein sanftes versprechen war ihm gegeben in einer kirchnacht
mitten im winter, dass er es wiedersehen
werde und dann für immer und ewig