Sonntag, 18. November 2018
Die Traumküste
An der Küste des Ozeans verstecke ich mich hinter Bäumen und Gebüsch. Ich kauere mich eng an den Boden, damit ich nicht entdeckt werde. Im tiefsten Schatten bin ich. Vor mir erstreckt sich der Strand, sandig und weiss. Ich bin allein hergekommen, von sehr weit her. Ich scheine eine kleine Ewigkeit weit weg zu wohnen, aber ich habe den Ozean tatsächlich gefunden, die ferne, doch nicht gänzlich fremde Küste, die ich nur zögernd betreten habe. Als würde ich ein Tabu brechen. Ich habe mich den ganzen Weg über bemüht, leise zu gehen, aber ich fürchte, dass man mich schon längst entdeckt hat und mich beobachtet. Ich bin anscheinend ein auffallender Eindringling, obwohl ich gerade dies niemals beabsichtigt hatte. Wahrscheinlich war das Pochen meines Herzens zu laut.
Dienstag, 7. August 2018
rot
rot
::sonnengeflecht::
der mann arbeitete sorgfältig, vorsichtig...eine
falsche bewegung, ein falscher atemzug nur, und das bild wäre für
immer zerstört. er hielt inne...betrachtete es. schüttelte leicht
den kopf und arbeitete weiter. zu wenig rot.
rot sollte dominieren.
davon hatte er geträumt, taggeträumt. ja, man könnte es fast
visionär nennen: rot in wellen, in rinnsalen, pfützen und bächen.
zuerst farbspritzer auf der weissen, straffgespannten leinwand,
flecken, und zuletzt der rote strom, der alles mit sich nahm, auch
ihn selbst. vor allem ihn selbst.
ein blick empor zum
wolkigen himmel, die sonne versank blutrot in schwarz, eine neue
sonne erstand im feinstofflichen lichttropfenden rot, das
sonnengeflecht, in tropfigem rot
an den rändern
zerfasert, aufgeschlüsselt zu lichtspuren, kränzen, funken,
mirakeln, dem zentrum zu.
sein atem stockte. es
war anders, als er erwartet hatte. inmitten des schwebenden
funkelnden ellipsoids, des lichterkranzes, der in zierlichster anmut
vor ihm schwebte, sah er kurz etwas, das er nicht genau erkennen
konnte. etwas, das er nicht erkennen wollte.
er wischte sich über
die augen, sah noch einmal hin...es war weg.
er sollte jetzt
aufhören. jetzt wäre der ideale zeitpunkt dafür, das wusste er
ganz genau, doch wie unter hypnose sah er weiter hinein
in die psychedelischen
wirbel von funken, schleifen und tönen,
es gehörte ihm
das funkelnde ding, wie er es liebte,
so rein war sein herz, so rein die liebe, die ihn getrieben hatte, es
zu finden
das opalisierende licht
der zweiten sonne , er trank es, er versank, er schwebte, lachte,
trieb leicht wie eine
wolke über brandig roter gischt
querte die wogen des
ozeans, den er bezwungen hatte, um das endgültige
zu finden
andächtig, ein kindertraum, der
kirchgang in einer winternacht
sein herz zerriss
genau das wollte er doch fühlen, darum das ganze,
und der schmerz, ja, er war ...
sein herz zerriss
genau das wollte er doch fühlen, darum das ganze,
und der schmerz, ja, er war ...
er war endgültig, unendlich
rein
das glück ihn zu fühlen,
zerrissen zu werden,
das unendliche glück, nicht mehr
zu sein
das unendliche lied in seinen
träumen
und er ging davon
mit dem glücksstern auf seiner
Stirn
wie in trance verrichtete er die letzten schritte seiner arbeit
wandte sich der leinwand zu, von der das rot stetig tropfte
verschlinger.
verschlinger, tobte es rund um ihn
er vergass,
was er wirklich gesehen hatte, das ding im zentrum des funkelnden
andächtigen lichterkranzes
der schleier des
wahnsinns legte sich über seine erinnerung und löschte sie aus,
doch ein sanftes versprechen war ihm gegeben in einer kirchnacht
mitten im winter, dass er es wiedersehen
werde und dann für immer und ewig
Montag, 30. Juli 2018
Donnerstag, 26. Juli 2018
stein gebiert neue formen
zeichen auf den mauern
vom regen
vom wind
ich folge ihnen mit den augen
...mit den fingern
bedächtig zeichne ich ihre
umrisse nach
wie landkarten
geheimwege die in
mein inneres führen
die wolken stehen fedrig
über baumwipfeln
aus tiefem blau blitzt ein lächeln
findet ihr mich?
zeichen auf den mauern
vom regen
vom wind
ich folge ihnen mit den augen
...mit den fingern
bedächtig zeichne ich ihre
umrisse nach
wie landkarten
geheimwege die in
mein inneres führen
die wolken stehen fedrig
über baumwipfeln
aus tiefem blau blitzt ein lächeln
findet ihr mich?
Mittwoch, 25. Juli 2018
“We have the money, the power, the medical understanding, the scientific know-how, the love and the community to produce a kind of human paradise. But we are led by the least among us – the least intelligent, the least noble, the least visionary. We are led by the least among us and we do not fight back against the dehumanizing values that are handed down as control icons."
Terence McKenna
Mittwoch, 11. Juli 2018
Ein Atlanter kehrt heim
Archangel Bar Deep Space
verfasst am: 07 Mai 2007 0:27
Vielleicht sollte ich wirklich nach Ozeanien ziehen? Dort gibt es den Berg, der innen hohl ist und aus Wasser besteht, und schwarze Erde und grünes Wasser. Dort könnte wirklich die verlorene Traumküste liegen, die *Position der Nordküste, wie in der schönen Geschichte, die ich immer und immer wieder lesen muss, damit ich dieses Gefühl nicht vergesse, ja, das Gefühl des Seefahrers, des Küstenentdeckers, des Heimkehrers. Dort gibt es Millionen Quadratkilometer Wasser und nur wenige Quadratmeter Land, und nur wenige Menschen. Tuvalu klingt schön, verlockend, und machmal sehe ich mit goldenen Augen mitten hinein in die Landschaft aus schwarz und grün und ein Funke beginnt zu sprühen, ein Gefühl, das ich beinahe vergessen hätte. Ewiges Leben in Wasser und frischem, wildem Land, vergoldete Haut, so stark, der Körper, der Geist.
Die längst verloren geglaubte Küste taucht wieder auf, nach so langer Zeit, sie zeigt sich oft und in unterschiedlichen Manifestationen, eine verlockender als die andere, eine köstlicher und erfrischender als die andere.
Ein Atlanter kehrt heim.
*R.A. Lafferty: Die geheime Position der Nordküste,
erschienen im ersten Almanach der Hobbit.Presse
Klett-Cotta-Verlag
Sonntag, 1. Juli 2018
neptun
sie trägt ein hellblaues kleid, blau wie der himmel hinter dem zugfenster.
rundherum dehnt sich endloses blau.
und da sagen leute, etwas anderes würde zählen, lacht sie.
ein kleiner neptun winkt mit seinem dreizack und summt seinen willkommensgruss.
lange her, dass du zuhause warst. wie lange wirst du diesmal bleiben?
ich habe einöden durchquert und felder aus feuer, flirrt ihre stimme im sonnenlicht.
hab ich es mir nicht verdient, für immer zu bleiben?
er nickt und lässt es goldene münzen auf den strand regnen.
du erinnerst dich?
Donnerstag, 7. Juni 2018
Das verlassene Haus
An einem abgelegenen Ort stand ein Haus. Niemand schien darin zu leben, obwohl einiges von Bewohnern sprach – das Interieur war prachtvoll und gepflegt, doch es wirkte auf seltsame Weise unbenutzt. Ein stetiges graues Zwielicht, das seinen Ursprung mitten im Haus zu haben schien, überzog die Gegenstände in den Zimmern wie ein graues Laken. Das Haus, das Tag und Nacht nicht kannte, stand auf einem Hügel, der nur schwer zugänglich war. Es gab keine Strasse, nur einen versteckten Pfad, der unkrautüberwuchert und von Dornenhecken und wildem Gestrüpp begrenzt in verschlungenen Windungen steil bergan führte. Man konnte den Windungen des Pfades bis zur Kuppe des Hügels folgen, ohne auf eine weitere menschliche Behausung zu treffen. Das einzige Bauwerk, das sich über die Wipfel der spärlichen Bäume erhob, war das verlassene Haus, das in grauer Einsamkeit vor sich hinzudämmern schien. Verirrte sich dennoch ein Besucher an diesen Ort, konnte er Raum um Raum durchmessen, ohne auf einen anderen Menschen zu treffen, konnten seine Schritte endlos widerhallen in labyrinthischen Gängen und Höhlen, Erdhöhlen und Stollen, die tief in die Erde führten, unter dem Haus, und ein Gewimmel von sich windenden Würmern mochte er finden...Maden..und zahllose Schnecken, die in Klumpen an den Wänden der Gänge klebten.
Oder er mochte geradewegs Raum um Raum durchschreiten bis zum hintersten Trakt des Gebäudes und sinnend vor der kleinen Holztür stehenbleiben, die neben dem prächtigen Interieur des restlichen Gebäudes beinahe obszön wirkte, wie eine Stalltür, und wie im Traum, ein wenig traurig, mochte er sich fragen, warum gerade er diese Qualen würde erleiden müssen, ein wenig lächeln würde er dann und ein klein wenig schluchzen, während Minute um Minute zäh und langsam verstrich, wie um seinen tiefen Schmerz zu verlängern.
+++
Dahinter. Hinter der Tür. Hinter der Vernunft.
Ein Bröckchen Opium sprühte in der Dunkelheit, sprühte wie eine Wunderkerze aus längst vergessenen Kindertagen. Und ja...er erinnerte sich, wie ein träumender Embryo, zusammengerollt im Schoße der Erinnerung, und für einen Moment, diesen einen Moment...war er geborgen und sicher in seinem brüchigen Haus der Vernunft.
Nichts von den Dingen hinter der Tür war echt.
+++
Er war zu Hause. Lag noch in seinem Bett und träumte. Es war gewiß ein unruhiger Traum, verwirrend, wie so oft in stürmischen, regnerischen Nächten und bald würde er das Geräusch des Weckers hören und erwachen. Zur Arbeit gehen wie an jedem Tag.
+++
Er starrte mit weit geöffneten Augen in die Dunkelheit. Vor ihm brannte ein Stück Bernstein in mystischem Gold, sprühte im Kaleidoskop seiner Tränen und zerplatzte in tausend blutige Glassplitter.
Nichts davon war echt.
Er würde erwachen, ganz gewiß.
+++
Er lief über ein verschneites Feld, das sich in gigantischer Dimension weit bis zum Horizont erstreckte. Sein Atem ging rasch und stoßweise, er lief. Schneller.
+++
In der inneren Kammer regten sich die Schatten. Eine graue Gestalt kauerte im Hintergrund an der Wand. Sie sah aus wie ein Bündel Lumpen oder eine in Fetzen gehüllte Puppe. Ihr strähniges Haar fiel bis zum Boden herab und verdeckte ihr Gesicht. Er starrte angestrengt in die Dunkelheit, versuchte, sich zu erinnern, doch da war nur
+++
das weite Feld, über das er rannte. Sein Atem ging zu schnell, seine Lungen brannten. Er brach mit einem Fuß durch die Schneedecke und stürzte. Mit nach unten gekehrtem Gesicht blieb er liegen. Er schluchzte in den Schnee, versuchte, wieder aufzustehen, weiterzulaufen.
Er konnte nicht mehr.
Mühsam hob er den Kopf und hielt sein brennendes Gesicht in den Wind.
Über den Horizont erstreckte sich ein Streifen blauer Himmel. Eiskalt strömte die Luft in seine Lungen. Sein Mund schmeckte metallisch. Er wußte nicht, ob er sich bei seinem Fall auf die Zunge gebissen hatte, oder ob es die Luft war, die nach Blut schmeckte. Metallisch und scharf wie Blut, das aus einer frischen Wunde fließt.
Dienstag, 24. April 2018
...i want to be remembered
- I do love you, so very much. I love you with all my heart and soul.
- I want to die. If only I could die...
- If you'd die, you'd forget me. I want to be remembered
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